PFADFINDER ARTIKEL BIG

verfasst von Darline-Marie Maschewski

Pfadfinder im Veedel

Bei dem Begriff Pfadfinder kommt einem meist das typische Bild des amerikanischen Pfadfinders in den Kopf – Kind mit beigem Hemd, einer Scherpe und mit unendlich vielen Abzeichen und natürlich der Verkauf von Keksen oder Ähnlichem, um Geld zu sammeln.

Auch ich hatte lange Zeit dieses Bild im Kopf, bis mein Freundeskreis mir mitteilte, dass der gesamte Freundeskreis in der Pfandfinderei tätig sei. Ich lachte, denn schließlich waren schon ein paar Kölsch geflossen, doch im Nachhinein habe ich mich mit diesem Thema näher beschäftigt, Einblicke erhalten und wurde selber Pfadfinderin.

Doch was heißt Pfadfinder sein? Wo findet sich der nächste Stamm von Pfadfindern? Und warum ist diese ehrenamtliche Jugendarbeit wichtiger denn je?!

Die Pfadfinderei zeichnet sich durch ihre Gemeinschaft aus. Kleine Gruppen von Kindern, Jugendlichen und/oder Erwachsenen treffen sich in ihrer Freizeit, um gemeinsame Erlebnisse zu schaffen, Freundschaften entstehen zu lassen und Zusammenhalt erleben zu können, all dies in einem sehr naturgebundenen Rahmen. Ziel ist es, den „Umgang mit sich selbst, den Mitmenschen und der Gesellschaft“ positiv erleben zu können. Abenteuerlust und „weg von sozialen Medien“, gibt den Mitgliedern einen real zu erlebenden sozialen Kontext, der heute durch den digitalen Wandel immer mehr zu verkümmern droht. Der Spaß, durch gemeinsame Gruppenstunden pro Woche, die gemeinsamen Zeltlager-Fahrten und die Unterstützung des eigenen Veedels lassen das Kind sich selbstständig und selbstwirksam erleben. Diskussionen in kontinuierlichen Treffen über die Gestaltung der Jahrestermine, der Fahrtenplanung und kritischer Situationen lässt viel Raum, um sich in einem sozialen und sicheren Gefüge auszuprobieren, soziale Kompetenzen zu erweitern und sich aktiv zu fühlen.

Oft werden die Stimmen der Kinder durch Verinselungen der Freizeit kaum noch gehört, die Selbstständigkeit und Selbstbestimmung nimmt durch die hohen Anforderungen des Alltags ab. Genau dem soll in dem Pfadfinder Kontext entgegengewirkt werden und den Kindern z.B. auf den Oster- oder Pfingstfahrten, Raum gegeben werden, sich selbstständig, ohne den Einfluss von digitalen Medien, zu beschäftigen. 

Die Fahrten, die jährlich stattfinden, stehen immer unter einem bestimmten Motto, welches vom Planungsteam – ein Team aus circa fünf Personen – gemeinsam erarbeitet wird. Die Osterfahrt 2023 stand ganz unter dem Motto „Harry Potter“. Die circa 80 Teilnehmer:innen wurden, wie auch in der Vorlage, durch den sprechenden Hut in die verschiedenen Häuser eingeteilt. Die vier Gruppen waren altersheterogen, wodurch Kompetenzerweiterungen, Interagieren in einer zufälligen Gruppe und Zusammenhalt gefördert wurden. Sich wieder einander zu begegnen, auch mit einem gewissen Altersunterschied und verschiedenen Interessen außerhalb der Pfadfinderei, machen diese gemeinsame Zeit so wertvoll. Verschiedene Blickwinkel können erlebt und miteinander diskutiert werden. Es ist egal, aus welchem sozialen Gefüge man privat kommt, bei den Pfadfindern zählt die aktive Mitgestaltung und Einbringung der eigenen Ressourcen. 

Die Fahrten starten meist morgens um 08:00 Uhr mit dem Weckdienst, der jedes Zelt – die Vogelsanger Pfadfinder:innen schlafen meist in Kohten oder Jurten als Gruppe zusammen – aufweckt. Weiter geht’s mit der Morgenrunde, in der alle Pfadfinder:innen beisammen sind und gemeinsam mit einem Spiel und der Ansage für den Ablauf des Programmes, in den Tag starten. Währenddessen hat das Küchenteam das Frühstück vorbereitet. Jedes Kind hat sein eigenes Geschirr dabei und ist zuständig dieses immer wieder zu finden und nach den Mahlzeiten zu spülen, egal welches Alter. Verantwortung für sich und seine Materialien übernehmen zu können und gewissenhaft damit umzugehen, kann hier in solchen Situationen erfahren werden. Denn wer abends keinen Teller hat, wird es schwieriger haben, sich Essen aufgeben zu lassen. Über den Tag verteilt finden meist Postenläufe (die Gruppen laufen eine bestimmte Strecke ab, um an den verschiedenen Stationen gestellte Aufgaben gemeinsam zu bewältigen), AG´s zu dem jeweiligen Thema statt (bei Harry Potter war eine AG das eigene Haus-Banner zu gestalten oder Hexenbesen zusammen zu binden) oder oder oder… dem jeweiligen Planungsteam sind keine Grenzen gesetzt. Jeder, der sich bereit fühlt und sich engagieren will, kann an dem Jahresplanungstag sein Engagement zeigen und sich in das Planungsteam aufstellen lassen und somit die Fahrt aktiv mitgestalten. Die Posten oder AG Betreuer werden zuvor vom Planungsteam angefragt und es wird besprochen, wer welche Aufgabe übernehmen kann oder will.

Ein Hochwachsen der Aufgaben innerhalb des Pfadfinderstammes ermöglicht den Kindern stetige Weiterentwicklung und Mitgestaltung. Das Lernen durch das eigene Tun, die Gruppengemeinschaft erleben zu können, in einem sicheren Umfeld, verantwortungsvolle Aufgaben nach und nach übernehmen zu können und die eigenen Ressourcen aktiv wahrnehmen und einbringen zu können stehen im Fokus des Pfadfinderseins. Durch die wöchentlichen Gruppenstunden werden Pfadfinderregeln, der Umgang mit der Natur und die Vorbereitung auf Pfadfinderfahrten erlebt. Jedoch steht das gemeinsame Spiel und Spaß miteinander erleben zu können immer an erster Stelle.

Doch wo kann ich Pfadfinder finden? Der nächste „Horst“ der Pfadfinder, der Bickendorf am nächsten ist, ist in Vogelsang zu finden. Hier sind der Mädchenstamm „Zugvögel“ und der Jungenstamm „Hellas“ beheimatet. Beide Stämme arbeiten Hand in Hand zusammen und können durch die Geschlechtertrennung hier und da eigene Regeln mit den Mitgliedern erarbeiten. Jedoch werden Jahrestermine, Fahrtengestaltung, Veedelsfeste oder der Jahresrückblick für die Eltern stets gemeinsam gestaltet.

In Vogelsang werden Festivitäten, wie zum Beispiel das alljährliche Kappesrollen oder der Mailauf immer mit der „Men- und Womenpower“ und Zusammenarbeit der Pfadfinder gestaltet. Auch in Bickendorf waren Teile der Pfadfinder beim letzten „Plätzchenfest“ der GdK für die Kinderbetreuung an der Hüpfburg und beim Kinderschminken zuständig. Die aktive Teilnahme an Gemeinschaftsfesten, an denen sich Menschen allen Alters begegnen, ist Teil der Ziele der Pfadfinder.

Ich hoffe, durch diese Zeilen konnte ich die Vorurteile gegenüber Pfadfinderei mindern und aufzeigen, wie viel Kinder in solch einem Verein sozial und emotional lernen können, wie gewinnbringend es sein kann, Teil einer solchen Gemeinschaft zu sein und sich schon von Anfang an gehört und wertgeschätzt zu fühlen. Gemeinsame Erfahrungen in der Gruppe außerhalb der Komfortzone oder des alltäglichen Medienkonsums können hier soziale Eigenschaften entstehen lassen, die für das weitere Leben ausschlaggebend sein können und Demokratie schon in einem solchen Setting erfahrbar machen zu können.

Weitere im Umfeld liegende Stämme sind in Mauenheim und Niehl zu finden.

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